Gegen Ende des elften Jahrhunderts unserer
Zeitrechnung rief der damalige Papst Urban II. die Christenheit erstmals
zu Kreuzzügen auf, um die heiligen Stätten der Christenheit aus den
Händen der Ungläubigen oder Heiden zu befreien.

Nachdem im Jahre 1099 Jerusalem erobert worden war,
gründeten zwei Ritter aus dem Gefolge Gottfrieds von Bouillon, der an
der Einnahme maßgeblich mitgewirkt hatte, im Jahre 1118 den
Templerorden, ursprünglich um die Pilger vor den Gefahren durch Räuber
und Wegelagerer zu beschützen.
Es war der erste Orden, der die Ideale
des Mönchtums mit den Idealen der Ritterschaft zu verbinden suchte.
Der im Mittelalter überaus einflussreiche Abt
Bernhard von Clairvaux war ein großer Fürsprecher des jungen Ordens und
unterstützte ihn maßgeblich durch seine Schrift „Liber de laude novae
militae ad milites Templi“, die auch in den Ordensregeln ihren
Niederschlag fand (ca. 1130).
AD 1139 erließ Papst Innozenz II. die Bulle „Omne
datum optimum“, die dem Orden seine Unabhängigkeit von weltlicher und
kirchlicher Autorität bestätigte und ihn folglich nur noch dem Papst
direkt unterstellte.
Dadurch gewann der Orden rasch an Macht und
Einfluss. Seinen Reichtum erhielt er durch zahlreiche Schenkungen und
Erbschaften.
Neben seiner Tätigkeit im heiligen Land, dem Schutz
der Pilger und der Verteidigung der heiligen Stätten, gründete der Orden
Niederlassungen in fast allen Ländern des christlichen Europas, bot
Schutz für die umliegende Bevölkerung, schuf ein wirkungsvolles
Nachrichtensystem, erfand das erste funktionstüchtige Zahlungssystem
über weite Entfernungen, trat als Vermittler bei Streitigkeiten auf und
stellte zahlreiche Amtsträger an verschiedenen Königshöfen.
Seine Ritter
wurden als Gesandte und Diplomaten bei heiklen Missionen eingesetzt und
waren meistens erfolgreich.
Der Reichtum des Ordens war so groß, dass er in der
Lage war, Königen Kredite zu gewähren und Kreuzzüge zu finanzieren. Die
weite Verbreitung des Ordens, vor allem aber seine ständigen Kontakte
mit der Kultur und den Geisteswissenschaften des Orients, verhalfen ihm
zu einem für die damaligen Zeiten enormen Wissen und zu einer
Weltoffenheit, die vielen verdächtig, ja unheimlich vorkamen.
Anfang des 14. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als ein
Templer Schatzmeister des französischen Königs (Philipp IV.) war, ließ
der Monarch – wohl weil ihm Einfluss und Macht der Templer zu groß
wurden – in einer gut vorbereiteten Aktion alle Templer, derer er
habhaft werden konnte, verhaften (1307).
Er setzte Papst Clemens V., der
zu dieser Zeit in Avignon residierte, so stark unter Druck, dass dieser
schließlich nach einigen Schauprozessen, in denen die Templer
schlimmster Verbrechen, wie der Ketzerei, der Sodomie und der
Gotteslästerung bezichtigt wurden, den Orden im Jahre 1312
widerrechtlich (auch nach Kirchenrecht) auflöste. Diese
Widerrechtlichkeit wird belegt durch das am 13. September 2001 von Dr.
Barbara Frale im Geheimarchiv des Vatikan entdeckte sog.
Chinon-Dokument.
Wie stark Einfluss, Macht und Größe des Ordens waren,
lässt sich daran erkennen, dass bis in unsere Tage der Templerorden im
Bewusstsein erhalten geblieben ist und es wohl kaum jemanden gibt, der
nicht zumindest schon von ihm gehört hat.
Zahlreiche Legenden haben dazu beigetragen, dass der Orden auch heute noch ein wichtiges Thema
darstellt, sowohl in der Literatur, der Geschichte als auch der
Belletristik (u. a. Umberto Ecco).
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Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani |
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