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Gebet zum ersten Sonntag
nach Epiphanias
Liebe Ordensdamen und Ordensritter, sehr geehrte Damen und Herren,
Die Tage des Weihnachtsfestkreises sind ein Musterbeispiel für Inkulturation, also für die Fähigkeit, christliche Aussagen in die Symbolsprache der umgebenden Kultur einzuzeichnen.
Während der Weihnachtstag am 25. Dezember ein römisches Sonnenwendfest ersetzte, überdeckt das Epiphaniasfest ein altägyptisches Fest um die Geburt des Horusknaben, das am 6.1. mit Wasserzeremonien begangen wurde. Von daher liegt es nahe, dass eine Wassergeschichte, nämlich das Gedächtnis der Taufe Jesu, zu den ältesten Wurzeln des Epiphaniasfestes gehört.
Das älteste Evangelium kennt keine Geburtsgeschichte mit Krippe und Stall. Markus stellt Johannes den Täufer und die Taufe Jesu ganz an den Anfang seines Berichts. Die Taufe ist der Ort, an dem sich Gottes Geist mit Jesus verbindet. Erst im Erwachsenalter wird er durch die Stimme vom Himmel als Sohn Gottes gewissermaßen adoptiert. Auch so lässt sich der weihnachtliche Gedanke, dass Gott Mensch wird, ausdrücken: durch ein Inspirationsgeschehen, eine Art Erleuchtungserlebnis.
Evangelium
Die Taufe Jesu (Markus 1,9-11)
Es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.
Brauchtum
Epiphanias in Äthiopien
(Nach einem Bericht von Walter Michler in Focus 52/1997, S.75 f.)
Das Weihnachten der äthiopischen Christen ist das Timkat-Fest - das Fest der Taufe Jesu im Januar. Es ist der höchste Freudentag und wird als Fest der eigenen Wiedergeburt begangen.
Nirgendwo feiern die Gläubigen dieser uralten Kirche ihren großen Tag prächtiger als in der alten Kaiserstadt Gondar, am Rand des zerklüfteten äthiopischen Hochlands, dem Dach Afrikas. In Gondar drängen sich Männer und Frauen, alle in weißer Kleidung gehüllt, stumm, mit gesenktem Kopf, Gebete murmelnd, schicksals- und gottergeben.
Geduldig durch das Steinportal der Parkanlage hin zum einstigen Vergnügungsbad des Stadtgründers und Kaisers Fasil (1632-67). Fasil war es, der die Jesuiten aus Äthiopien vertrieb und damit die weitere katholische Missionierung verhinderte. Sein Bad ist zu einer Kultstätte geworden.
"Kehrt um, tut Buße und allen Menschen Gutes. Denn das Himmelreich ist nahe gekommen", dröhnt die megaphonverstärkte Stimme des Bischofs von Gondar. Der greise Kirchenfürst trägt einen Talar, so prunkvoll wie die Papstgewänder des Mittelalters.
Die große Schar der Priester um ihn ist in ähnlich kostbare Soutanen gehüllt. Über den Köpfen der Geistlichen schweben grellbunte Schirme, gehalten von Jünglingen in weißen Gewändern.
Am Beckenrand, wo sich dicht an dicht die Betenden drängen, steht ein Chor uralter Männer auf lange Stöcke gestützt, an die sie sich mit beiden Händen klammern. Langsam wiegen sie im Rhythmus ihres schwermütigen Gesangs hin und her. Dumpf untermalen dickbäuchige Trommeln ihren endlos scheinenden Choral aus vergangenen Jahrhunderten. "Amen, Amen, Amen", hallt es aus der Masse der Gläubigen zurück.
Nachdem die Pilger zwölf Stunden zu ihrem Erlöser gebetet haben, spricht endlich der Bischof seinen großen Segen, taucht sein goldenes Stabkreuz ins Bad des früheren Kaisers.
In diesem Moment springen die Kinder und Jugendlichen schreiend in den Teich, bespritzen die Gläubigen mit dem heiligen Wasser der Erlösung. Frauen kreischen frenetisch. Auch die Männer sind jetzt wie verwandelt.
Draußen formiert sich der Zug der Erlösten zurück in die Stadt. Nach drei Stunden erreicht er das Zentrum Gondars. Zahllose Musikgruppen haben sich in die Prozession gereiht. Der Takt ihrer Trommeln ist rasend schnell geworden, blecherne Schellen rasseln, Posaunen und Fanfarenstöße erklingen in den engen Gassen wie beim Einzug Jesu in Jerusalem.
Immer mehr haben sich die Feiernden in ihre Timkat-Tänze gesteigert, immer schneller wirbeln ihre zuckenden Körper durch die Staubwolken der Pistenstraße, immer wilder werden ihre Pirouetten und ihr Gesang - bis sie schließlich - fast bewusstlos und ohne Atem - in ihrer Ekstase eins werden mit dem unfassbaren Gott ihrer Väter.
Gottes Segen zum Sonntag
nnDnn
Dr. Jörg Mosig, Ordenspfarrer
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